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Digitalisierung in der Logistik

Digitalisierung in der Logistik: Potenziale und Anwendungen in der Informationslogistik #

Die zunehmende Digitalisierung verändert die logistischen Strukturen und Prozesse grundlegend. Informationslogistik – die bedarfsgerechte Bereitstellung von Daten entlang der Wertschöpfungskette – gewinnt dabei zunehmend an Bedeutung. Durch den gezielten Einsatz digitaler Technologien lassen sich Informationsflüsse effizienter gestalten, Medienbrüche vermeiden und Entscheidungen fundierter treffen. Die digitale Transformation betrifft dabei nicht nur technische Systeme, sondern auch Organisation, Personal und Geschäftsmodelle.


Grundlagen der Digitalisierung in der Logistik #

Digitalisierung bezeichnet die Umwandlung analoger Informationen in digitale Formate sowie die Implementierung digitaler Systeme in betriebliche Abläufe. Im Kontext der Logistik betrifft dies sowohl physische Prozesse – etwa Transport, Lagerung und Umschlag – als auch deren digitale Steuerung durch IT-gestützte Systeme.

Zentrale Merkmale digitalisierter Logistiksysteme sind:

  • Automatisierte Datenerfassung mittels Sensorik, Scantechnologie und RFID
  • Echtzeitkommunikation durch vernetzte Systeme (Internet of Things)
  • Integration von Planungs- und Steuerungssystemen
  • Datenanalyse zur Entscheidungsunterstützung (Business Intelligence)
  • Dezentrale Organisation durch digitale Plattformen

Der Übergang zu digitalen Logistiksystemen wird nicht als einmaliger Umstieg verstanden, sondern als kontinuierlicher Transformationsprozess, der Technik, Organisation und Qualifikation gleichermaßen betrifft.


Ziele und Nutzen der Informationslogistik #

Informationslogistik verfolgt das Ziel, relevante Daten zur richtigen Zeit, in der richtigen Qualität und in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen. Die Vorteile einer digital gestützten Informationslogistik liegen in der:

  • Reduktion manueller Eingriffe durch automatische Datenerfassung
  • Verbesserung der Datenqualität durch medienbruchfreie Prozesse
  • Beschleunigung von Entscheidungen durch höhere Informationsverfügbarkeit
  • Erhöhung der Transparenz in komplexen Wertschöpfungsnetzen
  • Verbesserung der Planungs- und Steuerungsfähigkeit

Dadurch lassen sich etwa Durchlaufzeiten verkürzen, Ressourcen gezielter einsetzen und Abweichungen schneller erkennen. Auch im Hinblick auf Rückverfolgbarkeit, Nachhaltigkeit und Compliance-Anforderungen gewinnt die Digitalisierung an Relevanz.


Anwendungen digitaler Technologien in der Logistik #

In modernen logistischen Systemen kommen vielfältige Technologien zum Einsatz, die einen hohen Automatisierungsgrad und digitale Transparenz ermöglichen. Zu den sogenannten Enabling Technologies zählen insbesondere:

Pick-by-Light #

Ein visuelles Kommissioniersystem, bei dem Lagerplätze mit Leuchtdioden ausgestattet sind. Sobald ein Auftrag ausgelöst wird, zeigen Lichtsignale den Mitarbeitenden die zu entnehmenden Artikel und Mengen an. Vorteile sind kurze Wegezeiten, hohe Pickleistung und reduzierte Fehlerraten.

Pick-by-Vision #

Bei diesem System kommt Augmented Reality zum Einsatz. Über Datenbrillen erhalten Kommissionierende visuelle Informationen eingeblendet, etwa den Lagerort, Artikelinformationen oder Entnahmemengen. Dies ermöglicht eine freihändige und zugleich informationsgestützte Bearbeitung von Aufträgen.

Pick-by-Scan #

Hier erfolgt die Erfassung von Warenbewegungen mittels Barcode- oder RFID-Technologie. Diese Systeme bieten eine hohe Datenqualität bei gleichzeitig geringer Fehleranfälligkeit. Die Integration mit Lagerverwaltungssystemen ermöglicht eine lückenlose Nachverfolgung.

Move-by-Voice #

Sprachgestützte Kommissioniersysteme unterstützen Mitarbeitende durch akustische Anweisungen. Die Bedienenden bestätigen ihre Aktionen ebenfalls per Spracheingabe, was eine parallele Nutzung beider Hände für logistische Tätigkeiten erlaubt. Die sprachgeführte Navigation eignet sich insbesondere für sich wiederholende Aufgaben mit hohen Volumina.

Diese Technologien tragen nicht nur zur Effizienzsteigerung bei, sondern auch zur Standardisierung und Sicherheit der Prozesse.


Digitalisierung im Warehouse 4.0 #

Im Rahmen der Logistik 4.0-Strategie entstehen sogenannte Warehouse 4.0-Konzepte. Diese zeichnen sich durch eine hohe Integration automatisierter und digital vernetzter Systeme aus. Ziel ist es, die Stärken menschlicher Arbeit (z. B. kognitive Fähigkeiten, Problemlösungsvermögen, Anpassungsfähigkeit) mit der Leistungsfähigkeit technischer Systeme (z. B. Präzision, Geschwindigkeit, Wiederholbarkeit) sinnvoll zu kombinieren.

Merkmale eines Warehouse 4.0:

  • Intelligente Ladungsträger mit Sensorik und Kommunikationsfähigkeit
  • Echtzeitlokalisierung von Objekten und Ressourcen (z. B. mittels RTLS)
  • Koordination von Mensch und Maschine durch adaptive Steuerungssysteme
  • Flexible Layouts zur Anpassung an volatile Nachfragen
  • Vernetzte Fördertechnik mit dezentraler Steuerung

Die Umsetzung erfolgt häufig schrittweise, z. B. durch Pilotprojekte oder modulare Integration neuer Technologien in bestehende Infrastrukturen.


Rolle der Datenanalyse und Künstlichen Intelligenz #

Ein zentrales Element der Digitalisierung ist die datengetriebene Steuerung logistischer Prozesse. Moderne Systeme generieren große Mengen an strukturierten und unstrukturierten Daten, deren Analyse mithilfe von Algorithmen wertvolle Erkenntnisse liefert.

Typische Einsatzbereiche:

  • Predictive Analytics: Prognosen für Lagerbestände, Nachfrageentwicklungen oder Lieferzeiten
  • Anomalieerkennung: Identifikation von Prozessabweichungen oder Störungen
  • Optimierungsalgorithmen: Verbesserung von Routen, Lagerplatzbelegung oder Ressourceneinsatz
  • Entscheidungsunterstützung: Simulation alternativer Szenarien für Managemententscheidungen

Künstliche Intelligenz (KI) erweitert diese Möglichkeiten um adaptive Systeme, die aus Erfahrung lernen und sich an veränderte Rahmenbedingungen anpassen können – etwa in der Tourenplanung oder bei der Steuerung von Autonomen Mobilen Robotern (AMR).


Anforderungen an Organisation und Personal #

Mit der Einführung digitaler Technologien ändern sich auch die Anforderungen an die Organisation und die Qualifikation der Mitarbeitenden. Erfolgreiche Informationslogistik erfordert:

  • Datenkompetenz auf allen Ebenen (z. B. Verständnis für Datenqualität, Datenschutz)
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen IT, Logistik und Management
  • Anpassung von Organisationsstrukturen hin zu agilen, prozessorientierten Einheiten
  • Qualifizierung und Schulung in Bezug auf neue Technologien und Prozesse

Zudem entstehen neue Rollen wie Data Analyst, Process Owner oder IT-Schnittstellenmanager, die die Digitalisierung operativ und strategisch begleiten.


Herausforderungen und Perspektiven #

Die Digitalisierung in der Logistik ist mit Chancen, aber auch Herausforderungen verbunden. Dazu zählen:

  • Systemintegration: Heterogene IT-Landschaften müssen harmonisiert werden.
  • Datensicherheit: Schutz sensibler Informationen gewinnt an Bedeutung.
  • Investitionsbedarf: Digitale Systeme erfordern technologische und personelle Ressourcen.
  • Change Management: Der Wandel muss organisatorisch begleitet und kulturell verankert werden.

Langfristig bieten sich jedoch weitreichende Vorteile: Unternehmen können flexibler auf Marktveränderungen reagieren, Kundenanforderungen besser erfüllen und operative Risiken frühzeitig erkennen. Die Weiterentwicklung zur digitalen, vernetzten und adaptiven Logistikorganisation gilt dabei als zentrales Element zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit.

Wilhelm Hammesfahr GmbH & Co. KG
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